Ein Herz für Senioren

Taub und schwer geschädigt lernte ich 2008 die alte, traumatisierte Polly aus Sardinien kennen und lieben. Sie wurde zu meiner Seelenhündin und lebte drei Jahre an meiner Seite. In dieser Zeit zogen dann auch noch zwei sardische Opas namens Timmy und Bolle bei mir ein. Das war mein erstes kleines Rudel und seither widme ich mich aktiv dem Tierschutz von Senioren- und Gnadenbrothunden sowie Hospizfällen. Aktuell leben bei mir sechs Hunde. Alle entweder alt, traumatisiert oder behindert. Der Sizilianer Zack, jetzt Riccardo, gesellte sich im Oktober zu uns. Er ist über zehn Jahre alt und verbrachte mehr oder weniger sein ganzes Leben in einem Tierheim auf Sizilien. Ich bin über eine gute Freundin auf ihn gestossen und war total fasziniert von diesem Burschen. Mein Bauchgefühl sagte mir, das ist der Richtige und es hat sich nicht geirrt. Er ist zwar ein unglaublicher Sturkopf, aber ich liebe das kleine Moppelchen.

 

Wer sich für einen Seniorhund entscheidet, muss sich bewusst sein, dass er viele Jahre in einem Tierheim, auf der Strasse oder in schlechten Verhältnissen lebte. Oft kann man nur erahnen, was mit ihnen geschehen ist. Es ist daher wichtig, dass man keine grossen Ansprüche an sie stellt. Dafür muss man sich auf gesundheitliche Probleme einstellen. Wie bei uns Menschen auch, zieht das Alter auch bei ihnen nicht spurlos vorbei. Ausserdem braucht es oft viel Geduld. Viele sind verständlicherweise nicht stubenrein und so manch einer leidet an Altersstarrsinn. Die Liebe, die sie uns schenken, macht aber viel wett. Für mich ist es das grösste Glück, wenn ihre Augen glänzen, wenn sie lachen und wenn sie freudig mit dem Schwanz wedeln. Mein Herz schlägt für Senioren – auch wenn die Zeit mit ihnen manchmal nur von kurzer Dauer ist – und für schwere Fälle. Das mag vielleicht an die Substanz gehen, aber ich habe mein Leben den Hunden verschrieben, die nicht jeder haben möchte.

 

Autorin: Judith

Zack schockiert vom weissen Nass,
bei seiner Lieblingsbeschäftigung und
seine fünf Wegbegleiter.